Arbeitsvertrag verstehen: Darauf solltest du achten
Dein erster Job rückt in greifbare Nähe – und damit auch dein erster Arbeitsvertrag? Aber was ist darin alles geregelt? Wir zeigen dir, was drinstehen soll – und wie du den Überblick behältst, bevor du unterschreibst.
Was muss in einem Arbeitsvertrag stehen?
Egal, ob Minijob oder Festanstellung, ob handwerklicher, kaufmännischer oder sozialer Beruf: Wer einen Job annimmt, unterschreibt üblicherweise einen Arbeitsvertrag. Dieser ist mehr als ein formales Schriftstück. Er regelt deine Rechte und Pflichten als Arbeitnehmerin oder Arbeitnehmer und ist die Grundlage für dein Arbeitsverhältnis. Alles, was du im Bewerbungsgespräch mit dem Unternehmen vereinbart hast, sollte im Vertrag festgehalten sein. So können sich beide Seiten im Zweifel auf eindeutige Regelungen berufen. Grundsätzlich gilt: Je klarer und transparenter ein Vertrag formuliert ist, desto besser. Wenn du weißt, was drinsteht, kannst du auch deine Rechte besser einschätzen.
Wie sieht also ein guter Arbeitsvertrag aus? Überprüfe, ob folgende Dinge im Vertrag enthalten sind:
• Name und Anschrift von dir und deinem Arbeitgeber
• Beginn des Arbeitsverhältnisses
• Arbeitsplatz beziehungsweise Tätigkeitsbeschreibung
• Arbeitszeit
• Höhe und Zusammensetzung des Gehalts
• Urlaubstage und Umgang im Krankheitsfall
• Regelung zur Kündigung des Arbeitsvertrags
• Hinweise auf geltende Tarifverträge oder Betriebsvereinbarungen
Gut zu wissen: Hast du einen befristeten Arbeitsvertrag, darf die Befristung in der Regel höchstens zwei Jahre betragen.
Diese Vertragsklauseln solltest du genau prüfen
Je nach Branche und Unternehmen können noch weitere Punkte hinzukommen, zum Beispiel zur Überstundenregelung, zu Bonuszahlungen oder zu Dienstreisen. Sehr häufig ist die Vereinbarung einer Probezeit von bis zu sechs Monaten: Währenddessen gilt für beide Seiten eine Kündigungsfrist von zwei Wochen. Darüber hinaus begegnen dir vielleicht noch weitere Formulierungen, die zwar harmlos wirken, aber weitreichende Folgen haben können. Achte besonders auf:
• Versetzungsklauseln: Diese erlauben dem Arbeitgeber, dich an einem anderen Ort oder in einem anderen Bereich einzusetzen. Das sollte nicht zu vage formuliert sein.
• Rufbereitschaft und Erreichbarkeit: Wenn du außerhalb der Arbeitszeit erreichbar sein sollst, muss das geregelt und gegebenenfalls vergütet werden.
• Ausschlussfristen: Diese legen fest, wie lange du Zeit hast, Ansprüche geltend zu machen – zum Beispiel bei ausstehenden Gehaltszahlungen. Achte auf faire Fristen.
• Nebentätigkeiten: Manchmal müssen diese genehmigt werden, in anderen Verträgen sind sie grundsätzlich erlaubt.
• Überstunden: Werden sie vergütet oder kannst du sie abfeiern? Eine pauschale Klausel wie „Mit dem Gehalt sind alle anfallenden Überstunden abgegolten“ ist rechtlich nicht zulässig.
Unser Tipp: Falls dir Formulierungen unklar sind, schreib sie dir raus und hake nach – zum Beispiel bei der Personalabteilung oder bei einer Gewerkschaft.
Welche gesetzlichen Vorschriften gelten für einen Arbeitsvertrag
Dein Arbeitsvertrag enthält keine Vereinbarungen zu Arbeitszeit, Pausen, Urlaub oder Kündigungsfristen? Dann gelten die gesetzlichen Vorschriften. Im Falle des Urlaubs regelt beispielsweise das Bundesurlaubsgesetz, dass Arbeitnehmende Anspruch auf mindestens 24 Werktage Urlaub haben. Laut Bürgerlichem Gesetzbuch (BGB) beträgt die Kündigungsfrist – sofern nichts anderes vereinbart – für beide Seiten zunächst einmal vier Wochen zum 15. eines Monats oder Monatsende. Viele Unternehmen setzen aber auf längere Kündigungsfristen, drei Monate sind hier durchaus üblich. Gut zu wissen: Je länger du bei einem Unternehmen beschäftigt bist, desto länger ist auch die Kündigungsfrist, die der Arbeitgeber einhalten muss – bei zwölf Jahren Betriebszugehörigkeit sind es beispielsweise fünf Monate zum Monatsende.
Tarifverträge und Betriebsvereinbarungen: Das solltest du wissen
Nicht alles muss im individuellen Vertrag stehen. In vielen Branchen gelten Tarifverträge, die zum Beispiel dein Gehalt oder deine Urlaubsansprüche regeln. Auch Betriebsvereinbarungen können bestimmte Arbeitsbedingungen beeinflussen – etwa zur Gleitzeit oder zum Homeoffice.
Oft steht im Vertrag nur, dass diese Vereinbarungen Anwendung finden. Es lohnt sich also, auch dort mal reinzuschauen oder nachzufragen. Gerade in tarifgebundenen Unternehmen kannst du dadurch von besseren Konditionen profitieren.
Was tun, wenn du unsicher bist?
Du musst nichts sofort unterschreiben. Lass dir Zeit, lies alles in Ruhe durch – und hol dir im Zweifel Hilfe. Hier ein paar Anlaufstellen:
• Personalabteilung im Unternehmen
• Gewerkschaften oder Berufsverbände
• Jugend- und Auszubildendenvertretung (falls vorhanden)
• Beratungsstellen von Hochschulen oder Arbeitsagenturen
Auch online findest du Arbeitsvertrag-Muster, um typische Formulierungen zu vergleichen.
Wichtige Info: Dieser Artikel soll dir einen groben Überblick geben und ersetzt keine Rechtsberatung. Bei Unsicherheiten wende dich bitte an Fachleute, Gewerkschaften oder Beratungsstellen.